Nochmal Urlaub. Es gibt eine traditionelle Männer-Kinder-Alpenwanderung in unserem Freundeskreis. Dieses Jahr in den Sommerferien, die Herbstferien der letzten Jahre hatten einfach zu viel Schnee in den Bergen. Wir und eine weitere Familie haben dann noch ein paar Tage in einer Waldarbeiterhütte angehängt. Aber zum Einstieg durften Männer und Kinder erstmal alleine wandern gehen. Rundwanderung zum Rotwandhaus mit Übernachtung. Unsere kleinen Mädels waren das erste Mal dabei und sehr wacker.
Wir Frauen hatten es uns auf der Hütte gemütlich gemacht. Eine ganz einfache Hütte, kein Handyempfang, kein Strom - dafür festinstallierte Gaslampen, immerhin fließend Wasser im Haus. Ein feiner Holzofen. Bachrauschen, ansonsten Sille. Gewaschen wurde sich am Brunnen hinterm Haus und dank mitgebrachter Solardusche und gutem Wetter gab es sogar vereinzeltes Open-Air-Duschen. Herrliches Leben. Eine Woche in den Bergen war für mich erholsamer als zwei Wochen Italien. Zwei Stunden Fußmarsch in die Zivilisation nach Bayrischzell. Eine halbe Stunde Spaziergang zur Nachbarin auf die Alm. Leichter Neid. Wenn mein Alltag chaotisch wird, sage ich ja manchmal im Scherz: "Ich will auf eine Alm (Insel lockt mich nicht wirklich)!" Nach dieser Woche bin ich mir ganz sicher. Ich muss das mal machen. Ein Sommer auf einer Alm.
Was ich nicht machen muss ist jagen. Klar, es gibt der Vegetation zuliebe Abschussquoten. Es gibt Regeln des Respekts, an die sich unser Jägerfreund gehalten hat. Es ist harte Arbeit, zumindest das Schießen einer Gams. Zwiespältig bleibe ich. Wenn ich jedes Stück Fleisch mit solchem Respekt essen würde (und es war wirklich lecker...) würde ich sicher insgesamt noch weniger davon konsumieren. Eigentlich ist jedes Stück Fleisch aus dem Laden perverser als ein Gamskopf auf der Feierabendbank neben der Hüttentür. Ich weiß aber nicht, ob ich was hätte essen können, hätte ich das Tier selbst schießen und zerwirken müssen.