Montag, 9. März 2015

Hängender Sprung

Geschafft. Am Wochenende mit den beiden jüngsten Mädels das Abiplakat für die große Schwester gemalt. Und heute morgen im Treppenhaus aufgehängt. Gerade kam eine SMS. Sie hat sich sehr gefreut. Nun sitze ich auf der Arbeit mit 360°-Grinse.


 Inspiriert durch eine Aufnahme aus dem Sommerurlaub 2011



Dienstag, 20. Mai 2014

Wurzeldeutsch

Als ich noch an der Uni gearbeitet habe, hat mich ein Student mal gefragt, ob ich "Wurzeldeutsche" sei. Er, offensichtlich mit Migrationshintergrund, hatte eine grammatikalische Frage und war auf der Suche nach einem Experten oder einer Expertin. Ich war verblüfft. Ob ich Wurzeldeutsche bin, darüber hatte ich mir nie ernsthaft Gedanken gemacht. War mir nicht wichtig. Klar, meine Familie hat immer in dieser Gegend gewohnt. Andererseits, meine Mutter sieht gar nicht deutsch aus und wird immer gerne von Menschen mit italienischen oder türkischen Wurzeln in der jeweiligen Sprache angesprochen - und muss in breitestem Hessisch passen. Meine frühe Kindheit habe ich durch den Beruf meines Vaters in der Schweiz und in Österreich verbracht. Wie auch immer, ich habe mich nie sehr deutsch gefühlt, es war mir aber auch nicht unangenehm aus Deutschland zu kommen.

Doch gerade holt mich meine Geschichte ein und lässt mich meine Wurzeln ergründen. Ich habe gerade zwei Weltkriege vor meiner Haustür. Ich recherchiere für die Stolpersteinaktion meines Wohnortes die Geschichte meiner Großtante Maria (der Schwester meiner Großmutter väterlicherseits), Jahrgang 1905, die 1941 im Rahmen der Aktion T4 in Hadamar ermordet wurde. Meine Oma hat immer erzählt, dass sie die "Urne", eine Konservendose, vom Bahnhof abholen musste und tagelang unter ihrem Bett versteckt hielt, weil sie nicht wusste, wie sie sie ihrer Mutter zeigen sollte. Es war ein so unwürdiger Anblick, ein Leben in einer Blechbüchse. Maria hatte als Kind eine Hirnhautentzündung, wahrscheinlich als Nebenerkrankung von Masern, und davon eine leichte geistige Behinderung. Ich habe mir viele Gedanken um diese Kindheit gemacht, kam sie doch bereits 1919 nach Mosbach/Baden in eine Anstalt. Warum, das beschäftigt mich und hat mich so auch zum ersten Weltkrieg geführt.

Schaut man sich die Rahmenbedingungen an, versteht man mehr. 1919 war Maria 14. Vielleicht hatte man sie noch an der Volksschule im Ort mitgeschleppt, aber mit Ende der Schulzeit musste man entscheiden, wie es weitergeht. Es war die Zeit der Inflation, jemand wie Maria fand wohl nirgends auch nur eine kleine Hilfsarbeit. Ihre Mutter (die Maria Anna hieß, sehr verwirrend bei der Recherche) hatte 1902 den Maurer Friedrich Georg K., genannt Heinrich (sie machen es einem nicht leicht) geheiratet und vier Kinder bekommen: Katharina (Käthe) 1903, Anna Maria (Maria) 1905, Bernhard 1907 und Franziska (meine Oma, die Mutter meines Vaters) 1909. Vier Kinder in sechs Jahren - auch ich kann nur ahnen, wie ihr Leben aussah. Dennoch: zu Beginn der Ehe waren noch goldene Zeiten, die Wirtschaft brummte, man schaute wohl optimistisch in die Zukunft. Dann kam der Sommer 1914, in Sarajevo fielen Schüsse und mein Urgroßvater Heinrich wurde direkt im August eingezogen. Er fiel bereits am 22. Januar 1915. Beruflich erstelle ich gerade eine Broschüre zum ersten Weltkrieg, so beschäftigt mich das Thema doppelt. Es gibt eine sehr eindrückliche Doku, die ein gutes Bild von der Zeit und den Stimmungen vermittelt. Ich habe versucht einen Feldpostbrief eines Kammeraden von Heinrich zu entziffern. Ortsangabe Schützengraben bei ???, März 1915. Darin versucht er der Witwe Maria zu erklären, warum bei dem Toten kein Geld mehr war, sie hatte in einem Brief danach gefragt. Die Geldnot hat wohl alles andere verdeckt.

Zurück zu Hadamar und Maria: Perfide ist, dass auch viele traumatisierte Kriegsveteranen aus dem 1. Weltkrieg sowie Wehrmachtssoldaten und SS-Männer mit psychichen Problemen dort umkamen. Maria war also 14, nicht mehr schulpflichtig, theoretisch arbeitsfähig und somit auch ohne Anspruch auf Waisenrente. Die Witwenrente ihrer Mutter orientierte sich am Dienstgrad des Ehemanns und war sehr mager, ich habe noch die Originalunterlagen. Wenn man die Beträge in einen Kaufkraftrechner eingibt, kann man die Not erahnen. Maria bekam einen Vormund (vielleicht war die Gesetzgebung so, keine Ahnung) und kam nach Mosbach, die Einrichtung gibt es heute noch. Ich stelle mir vor, dass es ihr nach den Inflationsjahren den Umständen entsprechend gut ging. Es gibt Fotos, die eine fröhliche junge Frau zeigen. Doch sieht man ihr das Anstaltsleben an, man sieht ihr erstmals an, das mit ihr etwas nicht stimmt. Ich habe eine Anfrage bezüglich ihrer Krankenakte laufen, mal sehen. Ebenso habe ich einen Antrag beim Archiv in Hadamar gestellt.

Das alles hätte sich deutlich leichter recherchieren lassen, wenn ich früher damit angefangen hätte. Nun leben fast alle, die sich erinnern könnten, nicht mehr. So bin ich auf entferntere Quellen angewiesen. Küzlich war ich im Altenheim und habe mich mit der Schwester eines guten Freundes meines Vaters unterhalten. Sie ist Jahrgang 1918 und kannte durch ihre ältere Schwester meine Oma und durch ihren jüngeren Bruder meinen Vater. Die Dame ist etwas dement hat aber ein unglaubliches Gedächtnis, was die Vergangenheit angeht, besonders die Kindheit und Jugend sind doch wohl sehr prägende Zeitabschnitte. Sie konnte mir mit Maria nicht viel weiterhelfen, nichts was ich nicht schon wusste. Wohl hat sie aber ein paar Lücken in der Scheidungsgeschichte meiner Oma gefüllt, erklärt, warum sie eine Zeit lang 20 km von hier entfernt gelebt hat, wo auch mein Vater geboren ist, bestätigt, das meine Oma nach dem Krieg einen schweren Stand hatte. Sie hat mir die Gerüchte bekräftigt, dass meine Oma eine gefragte Engelmacherin war und dass man munkelte, dass ihr drittes Kind nicht die leibliche Tochter meines Großvaters war, sondern - so das Gerücht - eines französischen Zwangsarbeiters. Mein Großvater Herrmann war zu der Zeit als Wehrmachtssoldat im Sanitätsdienst in Frankreich stationiert... Das würde bedeuten, dass meine Oma drei Kinder aus drei Beziehungen hatte. Eine Tochter aus erster Ehe, einen Sohn (meinen Vater) aus zweiter Ehe und eine Tochter aus einer außerehelichen Beziehung in Kriegszeiten. Nichts was ich prinzipiell verwerflich finde, aber auch nicht unbedingt das, was man von seiner Oma erwartet.
Das alles hatte mein Vater mir zwar bereits auf dem Sterbebett gesagt, ich hatte ihn aber schlicht nicht ganz ernst genommen dank all der Morphine.

Und die Familiengeschichte meiner Mutter? Ist bisher erfolgreich verdrängt. Ihr Vater, der Schreiner Paul H., war bei der SS in der Region und in Nordhessen im Einsatz. Was er ganau gemacht hat, weiß meine Mutter nicht. Will sie gar nicht wissen. Und die Geschichte mit Hadamar macht es auch nicht leichter, ihr etwas zu entlocken. Denn auch dort waren SS-Leute im Einsatz. Ihr Vater war jedenfalls bis 1947 in einem Internierungslager der Amerikaner bei Darmstadt. Ich habe ihn nie kennengelernt, er ist einige Jahre vor meiner Geburt gestorben. Seine Frau Emma, die Mutter meiner Mutter, wurde nie meine Oma - gefühlsmäßig -, weil meine Mutter irgendwann zwischen Tod des Vaters und meiner Geburt den Kontakt zu ihr komplett abgebrochen hat. Wir haben uns zwei-/dreimal bewusst und einige Male zufällig getroffen, es hat nie funktioniert. Die weinerliche alte Frau, die über meine Eltern am schimpfen war, habe ich nie mit der starken, schönen Persönlichkeit von Familienfotos zusammenbekommen. Ich war auf ihrer Beerdigung als ich mit den Zwillingen schwanger war.

Momentan verfolgen mich diese Wurzeln bis in den Schlaf.
Ich bin froh, dass ich es mal aufschreiben konnte.

Montag, 3. Februar 2014

Gemischte Gefühle


Wenn man über dreizehn Jahre in dem alten Kasten gearbeitet hat, wird man bei diesen Bildern doch etwas wehmütig. Ich habe mein Büro dort immer gemocht, die Aussicht war grandios. Wenn man es in den 20. Stock geschafft hatte. Die Aufzüge waren eine Katastrophe. Doppelt angerührt haben mich die Bilder, weil sie mich bei allem Volksfestcharakter drumherum an den 11. September 2001 erinnert haben. Ein Dienstag, den ich arbeitend im Uniturm verbracht hatte, bis ich auf einem kleinen Fernseher im Raum des AStA die Bilder einstürzender Türme betrachtete...

Freitag, 9. August 2013

Falado, oh Falado

Im Oktober wollte ich segeln, endlich mal wieder. Da wird nun nichts draus. Sie ist weg...

Montag, 14. Januar 2013

Nachdenklich

Mir fehlt inzwischen die Zeit für den Blog. Vielleicht weil die virtuelle Welt doch nicht meine ist, zumindest nicht privat. Da wühle ich lieber mit meinen Händen in Erde, Weißkraut oder Wolle. Und das zu dokumentieren ist mir doch nicht so wichtig. Mal sehen.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Sonntag, 2. Dezember 2012

Nix wie weg

Diesen Impuls habe ich manchmal. Besonders in der Vorweihnachtszeit, wo sich Termine und Verpflichtungen häufen. Erst recht, wenn parallel die älteste Tochter in der Planung für einen Aufenthalt in Afrika im nächsten Frühjahr ist. Wenigstens einfach am Bahnhof in den Zug nach Zürich steigen. Oder doch in den nach Berlin oder Paris. Im Nachtzug nach Kopenhagen fährt es ich sicher auch gut. In diesem Sinne:



Ich finde ja unsäglich, wie in Berichten über ihn und Ina immer der Altersunterschied thematisiert wird. Alte Männer dürfen sich Twens angeln, kein Problem. Aber wehe ne Frau hat sich so gut gehalten, dass ihr Alter für den ihr zugetanen Kerl zur Nebensache wird. Das Wort liiert fällt oft, wenn über die Beiden geschrieben wird. Um im nächsten Satz zu fragen, warum man denn immernoch getrennt wohne... Spießer. Wie auch immer - ein schönes Paar, finde ich.